Fast zweieinhalb Jahre begleiteten wir den Künstler Thomas Schütte und die mit seinen Werken verbundenen Prozesse für dieses filmische Portrait mit der Kamera. Die Unmittelbarkeit seiner künstlerischen Praxis – die Spontaneität und der sichere, entschlossene Eingriff in das Material – übertrug sich während der Dreharbeiten wie von allein auf unser kleines Team. So gut uns diese besonders konzentrierte Methode gefiel, hätten wir auch gar keine Alternative gehabt, denn die jeweiligen Stadien des Kunstwerks sahen wir am Drehtag immer genau ein einziges Mal, bevor sie durch wenige Handgriffe ihre Form bereits wieder völlig verändert hatten.
Nicht nur die Skulpturen, die im Film zwischen den Menschen wie nahezu gleichberechtigte Protagonisten auftreten, auch die Vielfalt der Prozesse, die in die Bearbeitung der unterschiedlichen Materialien involviert sind, hatten eine faszinierende, oft beinahe hypnotische Qualität. Als wir den Film in der Postproduktion einmal stumm sahen, stellten wir nach ca. 50 Minuten überrascht fest, dass er sogar ganz ohne Tonspur nicht seine Spannung verliert.
Der Untertitel ‚Ich bin nicht allein‘ ist, genau wie Thomas Schüttes Werk, vielschichtig interpretierbar. Eine mögliche Bedeutung spielt jedoch mit Sicherheit auf das am Prozess beteiligte Ensemble an, das der Kurator Dieter Schwarz eine ‚Arbeitsfamilie‘ nennt, deren gebündelte Expertise in den Werken Ausdruck findet. Und dennoch behält der Titel, wie auch die Titel der Werke und die Werke selbst etwas Geheimnisvolles, etwas, das man nicht ganz zu fassen bekommt – was einen Teil ihres Reizes ausmacht und auch den Film für einen eigenen Blickwinkel auf Thomas Schüttes Kunst öffnet.
-
eingeladen zu
DOK.fest München 2023 -
fürarte
Corinna Belz Filmproduktion -
RegieCorinna Belz
-
KameraDavid Wesemann
Jule Katinka Cramer
Thomas Riedelsheimer
Hajo Schomerus -
SchnittRudi Heinen
-
SounddesignRobert Keilbar
-
MischungMatthias Lempert
-
Color GradingFabiana Cardalda
This is not a love song. Die meisten Lieder über eine verflossene Liebe trauern dieser nach. Die Stimme in ‚See You Around‘ tut dies auch, jedoch weiß sie gleichzeitig, dass es mit dieser Liebe vorbei ist, und dass sie so schnell nicht wiederkommen wird. Mir gefiel von Anfang an die Nüchternheit die in dem Song steckt, ohne dabei zu kalt oder abgeklärt zu klingen. Wir sammelten Bilder und einzelne Ideen für diese Stimmung, die sich schließlich zu einer Montage zusammenfügten.
Ähnlich wie der Song, verwehrt sich auch das Video den Konventionen seines Genres. So sehen wir den Song nie im Bild performt, obwohl es dafür viele Gelegenheiten gäbe. Diese Auslassung fällt uns beim ersten Schauen vielleicht gar nicht auf. Jedoch bekommt die Bewegung der vier Figuren dadurch etwas Stoisches, das mit der Montage und der Musik zu einem eigenen Rhythmus verschmilzt und die Distanz zum Publikum aufrecht hält, die auch den Song so einnehmend macht.
-
fürLightning Jules
-
Performer*innenLidia Jarecka
Sebastian Varra
Demetri Vasilakis -
Produktion
Regie
Schnitt
VFX (2d/3d)David Wesemann -
KameraJan Thierhoff
David Wesemann -
KostümSophia Spies
-
Color GradingJan Thierhoff
Eine ovale Deckenprojektion, unter der das Publikum im Kreis wie in einer Kapsel liegt. Ein Film, der uns erneut in Staunen versetzt über unsere unmittelbare Erfahrungswelt, dem Mesokosmos, mit dem wir doch eigentlich so vertraut sind. Matthias Imdorfs Inszenierungskonzept klang gleich zu Beginn nach einem reizvollen Ausgangspunkt für eine Filmidee. Das ästhetische Vorbild ergab sich aus der Perspektive: Ein bewegtes Deckengemälde, das – genau wie seine unbewegten Geschwister – den Blick nach oben aufnehmen und mit ihm spielen würde.
Da der Rahmen für einen einzelnen Film überaus weit erschien, kam die Idee auf, das gesamte Spektrum unserer natürlichen Erfahrung in ein Kaleidoskop aus eigenständigen, kürzeren Filmen aufzugliedern. Als Metapher diente das Facettenauge, das in der Installation als gläserne Fin-de-Siècle Kuppel Gestalt annimmt und zunächst ein Mosaik aus unterschiedlichen Himmeln zeigt. Durch die einzelnen Fenster begeben wir uns dann jeweils auf eine kurze Reise, die je einen eigenen Fokus hat, und uns einen anderen Blick auf die Welt eröffnet. So erwächst das Staunen über die natürliche Existenz nicht aus einem von uns entworfenen, übergeordneten Narrativ sondern aus einer Vielzahl von Blickwinkeln, die uns auffordert, unseren eigenen roten Faden in ihr zu entdecken.
Boris Blanks Musik für die sechs nahtlos im Loop laufenden Filme erweitert die Bilder durch eine räumliche Klanggestaltung und verwandelt den Moment der Ruhe unter der Kuppel in ein besonders eindrückliches Erlebnis.
-
fürfortyseven, ThermalBaden
-
Konzept
Regie
Animation (2d/3d)David Wesemann -
ProjektleitungFabiana Dondiego, Erlebnisplan
-
Konzept (Szenografie)Matthias Imdorf, Erlebnisplan
-
MusikBoris Blank
-
Weitere AnimationAnina Bruhin, mld
Peter Arnold, mld
Gerrit Hecht, SKIM FX
Wir merken bloß, daß unsre ganze Existenz in neue Gleise fortgerissen, fortgeschleudert wird, daß neue Verhältnisse, Freuden und Drangsale uns erwarten, und das Unbekannte übt seinen schauerlichen Reiz, verlockend und zugleich beängstigend. […] Die Eisenbahnen sind wieder ein solches providentielles Ereignis, das der Menschheit einen neuen Umschwung gibt, das die Farbe und Gestalt des Lebens verändert; es beginnt ein neuer Abschnitt in der Weltgeschichte, und unsre Generation darf sich rühmen, daß sie dabeigewesen.
- Heinrich Heine, Paris, 5. Mai 1843
Was ist ein Prozess? Ist ein menschengemachter Prozess grundlegend verschieden von einem Prozess, der sich auch ohne uns in der Natur ereignet? Als wir gefragt wurden, eine künstlerische Arbeit für eine historische Ausstellung über die Entwicklung der Zugfahrt zu konzipieren, wollten wir uns unmittelbar mit dem menschlichen Eingriff in die Natur beschäftigen.
Die Landschaft am Boden verändert sich zunächst nur allmählich – verglichen mit den wirklichen Entwicklungen, ist die Geschwindigkeit jedoch sehr hoch. Berühren wir die Projektionsfläche mit der Hand oder dem Fuß, wachsen um den Berührungspunkt herum menschliche Strukturen, Häuser und Straßen, vor denen die Landschaft zurückweicht. Warten wir lang genug, verschwinden diese Strukturen auch wieder, und die Natur kehrt an ihren ursprünglichen Ort zurück.
Auch die vertikale Projektion verwandelt sich durch unseren Eingriff. Mit zunehmender Strukturierung der Landschaft taucht sie tiefer und tiefer in die mikroskopischen Prozesse, die im Laufe der industriellen Revolution technisch beherrschbar wurden, und ohne die die am Boden hervorgerufenen Veränderungen gar nicht möglich wären.
Beide Projektionen erzeugen zusammen einen doppelten Zeittunnel, der die rasend schnellen Mikroprozesse verlangsamt, und gleichzeitig die Veränderungen im Großen beschleunigt, um beide auf ein hypnotisches Zwischentempo zu bringen. Und auch die Kausalität unseres Handelns erscheint zweigeteilt: Wenn wir die Projektion berühren, wird uns die unmittelbare Auswirkung sofort bewusst. Die Entwicklung, die darauf folgt, entzieht sich dagegen unserem Einfluss, und wir können nur beobachten, wie die Prozesse von Bewegung und Wandel sich verselbstständigen, um auf einem langen Umweg schließlich zu ihrem Urzustand zurückzukehren.
-
fürKulturBahnhof Grevenbrück
-
KuratorinKatharina Hülscher
-
Konzept
Medienplanung
AusführungDaniel Hengst
David Wesemann -
Programmierung
Design - LandschaftDaniel Hengst -
Animation (2d/3d) - MikroprozesseDavid Wesemann
-
Weitere Programmierung - CitymapsAbe Pazoz
Die erste Ausstellung, die ich 2019 für die Julia Stoschek Collection in einem kurzen Film portraitierte, war „Horizontal Vertigo: WangShui“, die eine Kombination aus Video- und installativen Arbeiten zeigte. Das Konzept für Einstellungen und Montage entstand in Zusammenarbeit mit der Kuratorin Lisa Long, entlang der den Werken eigenen Dramaturgie, und auch der Dramaturgie der Räume der Sammlung. Der Aspekt der räumlichen Situierung der Werke gewann für die Dokumentation schnell ein besonderes Augenmerk, das sie von klassischen Filmarbeiten differenziert.
Seitdem folgten sieben weitere kurze Dokumentationen. Die intensive Beschäftigung mit den gezeigten Werken gefällt mir dabei besonders. Durch sie entwickelte ich einen neuen Blick für die heterogenen Positionen zeitgenössischer Videokunst.
Künstler*innen wie Meriem Bennani, WangShui oder Jeremy Shaw verhandeln in Ihrer Arbeit Geschehnisse und Motive, die ihrer eigenen Erfahrung entspringen, und die dennoch ihre universelle, gesellschaftspolitische Dimension durchscheinen lassen, und so einen Bezug zu älteren Werken der Sammlung, wie beispielsweise von Hito Steyerl oder Harun Farocki, erkennen lassen.
-
fürJulia Stoschek Collection
-
Kurator*innenLisa Long
Hans Ulrich Obrist
Rachel Vera Steinberg -
Produktion
Regie
Kamera
SchnittDavid Wesemann -
gezeigte Werke von
Keiken
Sophia Al-Maria
Meriem Bennani
Jeremy Shaw
WangShui
Eine Reihe von Lichtblitzen, die schon beim Dreh das Geschehen in einzelne Momente zerschneidet. Diese Idee war der Ausgangspunkt für das Video. Da es, wie schon im Titel verraten, um die geistige Gesundheit und vielleicht auch deren Verlust geht, wollten wir in der Surrealisierung der Bildebene möglichst alle Register ziehen. In Kombination mit der programmierten Beleuchtungsanlage, die den Takt und den Ort der Lichtblitze steuerte, führten wir Julia und Pierce, die beiden Mitglieder von Stereo Naked, durch eine halbverspiegelte Glasscheibe mit holographischem Effekt im Bild zusammen. Der langsame Zoom-Out enthüllt über den gesamten Verlauf des Songs allmählich das Setup. Durch die rein am Takt der Musik orientierte Beleuchtung ergaben sich viele Schnitte und Kompositionen während des Drehs spontan, ohne unser Zutun. Bei der Materialsichtung fand ich so viele von diesen unbeabsichtigten Bildern, dass ich aus ihnen kurze, stop-motion-artige Einzelbildsequenzen baute, die zwischen Schnitt und Musik eine besondere Eigendynamik entwickelten.
-
fürStereo Naked
-
RegieDavid Wesemann
Max Walter -
Produktion
SchnittDavid Wesemann -
KameraDavid Wesemann
Stephan Hauptmann -
KameraassistenzGerrit Hecht
-
LichtsetupKai Czerwonka
How this curvature was built into the system they can’t explain, it seems to be some inherent feature of the city itself.
- JG Ballard, The Concentration City
Zwei Schienen über Kopf führen in die Tiefe des Raumes. Wir bewegen uns an ihnen entlang, in schnellem, stetigem, nie nachlassendem Tempo.
Die Raumprojektion, die wir im Team des kiU für das Tonnengewölbe der Rottstraße 5 in Bochum konzipierten, verwebt auf mehreren Ebenen Elemente der Wirklichkeit und der Fiktion. Die Zugfahrt wird in der ehemaligen Gleisanlage im futuristischen Gewand erneut zum Leben erweckt. Als virtuellen Bahnhof, der die einzelnen Phasen der Fahrt miteinander verbindet, verwendeten wir einen 3d-Scan des Gewölbes, weshalb der Raum einmal pro Loop exakt mit der Projektion übereinstimmt. Die karge Berglandschaft, in die uns der Bahnhof jeweils entlässt, hätte keine besonderen Merkmale, wären da nicht die riesigen Gestalten, die um die hochliegenden Schienen herum einen geisterhaften Tanz aufführen. Das Voice-Over der Tonebene setzte diese traumartige Szenerie in Beziehung zu einem Text von JG Ballard, ‚The Concentration City‘. Der Erzähler der Kurzgeschichte beschreibt eine von ihm unternommene, Tage dauernde Zugfahrt, ein verzweifelter Versuch, aus der sich in alle Richtungen erstreckenden Metropole in ein gedachtes Außen vorzudringen.
Der Beitrag zur bobiennale 2019 wurde zu einer für ihren Ort maßgeschneiderten audiovisuellen Allegorie, einer Anspielung auf die Geschwindigkeit und Rastlosigkeit unserer modernen Welt.
-
uraufgeführt auf der
bobiennale 2019 -
fürStoryLab kiU
-
Künstlerische LeitungHarald Opel
-
KonzeptLennart Oberscheidt
Kai Czerwonka
Max Walter
David Wesemann -
Animation (3d)Lennart Oberscheidt
David Wesemann
Martin Kuczera -
Schnitt
CompositingLennart Oberscheidt -
Sounddesign
MusikKai Czerwonka
Max Walter
Der theoretische Teil meines Diploms an der Kunsthochschule für Medien Köln widmet sich vorgeblich dem konzeptuellen Hintergrund für das Drehbuch eines Spielfilmprojekts. Als die Arbeit fertig war fiel mir jedoch auf, dass einfach alles, was mich an geschriebenen Texten die letzten Jahre über beschäftigt und interessiert hatte, in 80 Seiten Essay verpackt worden war. Dennoch hat der Text etwas, das an eine Struktur erinnert, wenn man zwei Schritte zurück geht und die Augen nicht scharf stellt. Insbesondere die herausgearbeitete Korrespondenz zwischen Wilfrid Sellars’ analytischer Behandlung des Konzepts des ‚picturing‘ und Fredric Jamesons marxistischen Reflexionen über die Rolle der Karte und des Kartographierens, setzt für mich die beiden Positionen auf interessante Weise zu einander in Beziehung.
-
Diplom II, Kunsthochschule für Medien Köln
-
Autor
BuchgestaltungDavid Wesemann
Die wenigen Merkmale des abstrakten Betonzylinders, in dem wir uns zu Beginn wiederfinden, lassen sofort erkennen, um was für einen Ort es sich hier handelt: Offenbar stehen wir vor Gericht. Im Laufe der Verhandlung, die wir nun beobachten, wird deutlich, dass unsere Protagonistin, die Tänzerin Ms Q, hier das Recht an ihrem eigenen Körper verteidigt, der nach einem Unfall fast vollständig durch Prothesen ersetzt wurde.
Bei der Übersetzung der von Stanislav Lem inspirierten Geschichte in eine VR-Arbeit wurde uns schnell bewusst, dass uns die Innenperspektive der Hauptfigur und ihre Vergangenheit genauso wichtig waren, wie die satirisch überspitzte Situation des Gerichtsaals und die darin verhandelten Motive der Science-Fiction. So ergab sich die Idee, den virtuellen Raum aufzuteilen, in den frei begehbaren, dreidimensionalen Gerichtssaal, und Ms Qs ‚Innenwelt‘, die als zweidimensionaler 360-Grad-Film in einer Blase um uns erscheint, und den Gerichtssaal verschwinden lässt, sobald wir ihre Position auf der Anklagebank einnehmen.
Ms Qs fragmentarisch erhaltene Erinnerungen setzte ich in einer kubistischen Collage unterschiedlicher Materialien zusammen, die wir größtenteils eigens für das Projekt produzierten, und baute dabei die Ästhetik des Films auf den literarischen und filmischen Vorbildern der Installation auf.
-
eingeladen zu
Enjoy Complexity 2018
Places Festival 2018 -
fürStoryLab kiU
-
Künstlerische LeitungHarald Opel
-
BuchTobias Bieseke
-
KonzeptTobias Bieseke
Lennart Oberscheidt
Max Walter
David Wesemann -
Programmierung
Design VRLennart Oberscheidt -
Animation (2d)
CompositingDavid Wesemann -
SounddesignMax Walter
Beschäftigt man sich erneut mit den Ursprüngen dieser maßgeblichen Kunstbewegung, fällt zuerst die außerordentliche Vielfalt auf, die sie schon kurz nach ihrem Entstehen hervorgebracht hat. Fast alle Formen, die später noch zu großer Bedeutung kommen sollten und bis heute das Spektrum von dem ausmachen, was wir die moderne Kunst nennen, sind hier bereits in früher Form vorweggenommen. Von reinem Text, über dessen lautmalerische, typografische und zuletzt grafische Bearbeitung hin zur Collage, zum collagiertem Kostüm und darin bis zur Performance, ganz abgesehen von den etablierteren Formen Skulptur und Gemälde, ließen die Mitglieder der Bewegung keine Möglichkeit des künstlerischen Ausdrucks ungenutzt.
Für die ‚Dada Schleuse‘, die dem Aufgang zur Ausstellung einen dadaistischen Dreh verleihen sollte, wollten wir sowohl die Dada eigene formale Verspieltheit, als auch ihre politische Dimension, insbesondere die Antikriegshaltung der Mitglieder, hervorheben. Die entstandene zweiteilige Installation füllt den Betontunnel abhängig von der Zahl und Position der Anwesenden mit Stimmen aus der Epoche, die sich bis zur Kakophonie überlagern können. Die Projektion am Ende des Tunnels zeigt zwölf übereinandergestapelte Räume, von denen jeder einen der zwölf für Dada charakteristischen Aspekte der Ausstellung in Szene setzt. Sobald wir uns nähern, beginnen die Räume wie ein Paternoster an uns vorbeizufahren, und passen sich dabei unserer Perspektive an, wenn wir uns vor der Projektion bewegen. Die Räume enthalten manchmal statische, von den Kunstwerken inspirierte Elemente, und manchmal auch kleine, animierte Szenen, die sich zu einer Vorstellung der Dada eigenen Seele verknüpfen lassen.
-
als Teil der Ausstellung
Genese Dada -
fürArp Museum Bahnhof Rolandseck
-
Kurator*innenAstrid von Asten
Sylvie Kyeck
Adrian Notz -
Konzept
Regie
Medienplanung
AusführungMax Walter
David Wesemann -
ProgrammierungLars Ullrich
Oliver Stock
Utz Stauder -
Animation (3d)Gerrit Hecht
Sebastian Salanta
Oliver Stock -
Animation (2d)David Wesemann
Der Untertitel ‚Die Wanderung mit Offenem Herzen‘ ist vielleicht die genaueste Beschreibung von Andrei Platonows Roman, der sich einer literarischen Kategorisierung weitgehend entzieht. Der Roman zeigt uns mit der südrussischen Steppe zur Zeit des Bürgerkriegs um 1918 nicht nur eine Welt, die uns selbst völlig fremd ist; wir schauen auch durch fremde Augen in diese Welt, durch die Augen seiner Helden, denen die Revolution mehr geschieht, als dass sie an ihr beteiligt sind. Die kindlich-naiven Züge von Platonows Sprache, in denen sich die Sehnsucht und die Hilflosigkeit seiner Figuren im Anbruch einer neuen Zeit ausdrückt, verschleiern leicht die lyrisch-avantgardistische Qualität, die das Buch in vielen Passagen hat. So ist das Gefühl des schroffen Steppengras auf nackten Fußsolen durchwebt von einem techno-utopistischen Bewusstsein, wie es auch in den Filmen Dsiga Wertows zu spüren ist.
Frank Castorfs Inszenierung begegnet diesem Ausgangsmaterial mit einigem Furor, sodass sich die Spielenden in Aleksandr Denics imposantem Bühnenbild erst gegenseitig zur revolutionären Euphorie aufschwingen und sich dann auf ihrer Welle tragen lassen und zeitweise auch von ihr mitgerissen werden. Oft wechselt dabei unser Blick von der Bühne zu den im Bühnenbild integrierten Leinwänden, die uns einen Einblick in dessen Inneres verschaffen, manchmal sogar hin und her, wenn Bühnengeschehen und Live-Filmszenen im Innern mit einander korrespondieren.
Die Inszenierung folgt dabei keinem am Reißbrett entworfenen Konzept. Vielmehr ist sie im Laufe des Prozesses aus dem Moment heraus komponiert, aus der Dynamik, die sich zwischen allen Beteiligten, Spielenden und Regie, Kameraleuten und Schnitt, Ton und Bühne, während der Proben ergibt. Die so entstehende Collage aus einer Vielzahl von Textfragmenten, Bühnenbild, unmittelbarem Spiel, live entstehenden Filmszenen, eigens für das Stück produzierten kurzen Filmen, und dem ein oder anderen Stück Archivmaterial erzeugen eine beachtliche Energie, die dennoch nicht die charakteristische Melancholie von Platonows Erzählung verliert - wie in diesem Moment, in dem es plötzlich sehr still ist, und Astrid Meyerfeldt als Sascha Dwanow mit heiserer Stimme fragt: ‚Ob das hier eine große Sache ist?‘
-
eingeladen zu
Wiener Festwochen 2016 -
fürSchauspiel Stuttgart
-
mitSandra Gerling
Johann Jürgens
Katharina Knap
Horst Kotterba
Matti Krause
Manja Kuhl
Andreas Leupold
Astrid Meyerfeldt
Wolfgang Michalek
Hanna Plaß -
RegieFrank Castorf
-
BühneAleksandar Denic
-
KostümAdriana Braga Peretzki
-
Video
Live-SchnittDavid Wesemann -
Live-KameraTobias Dusche
Daniel Keller -
Fotos © Thomas Aurin
Nur wenige Orte der Gegenwart eignen sich, um eine unmittelbare Assoziation mit der Zeit des Ersten Weltkriegs auszulösen. Das Gelände der Zeche Zollverein hat diese Zeit erlebt, und hüllte die Szenen der Theatercollage, 100 Jahre nach Kriegsbeginn, in eine eindrucksvolle Kulisse. Die erhaltenen Strukturen der Zeche dienten dabei jedoch nicht einer naturalistischen Inszenierung. Stattdessen wollten wir sie um ein abstraktes Element erweitern, um die Texte des Stücks aus ihrer zeitgenössischen Bedeutung herauszulösen und zueinander in Beziehung zu setzen.
Die Kooperation der Folkwang Universität und der Fachhochschule Dortmund brachte unter der Regie von Adolf Winkelmann und Johannes Klaus die Disziplinen Schauspiel und Film auf der Bühne zusammen. Die zwei Leinwände, die die Bühne einrahmten, gaben der Inszenierung eine Form, die eine Kontinuität zwischen den unterschiedlichen Quellen der Szenen herstellte, und sich gleichzeitig als filmischer Experimentierkasten eignete. Die Methode der Collage setzte sich von den Texten über die Bühne bis in die Videoarbeit fort, indem sich Live-Filmszenen und Archivmaterial zu einer Art Erinnerungsraum der Stimmen des Stücks zusammenfügten.
-
fürStiftung Zollverein
-
RegieAdolf Winkelmann
Johannes Klaus -
DramaturgieGerold Theobalt
-
Konzept
VideoDavid Wesemann -
Live-SchnittGerrit Hecht
David Wesemann -
Live-KameraNick Byerly
Sebastian Salanta
Jan Thierhoff
Schon auf den ersten Seiten der Kurzgeschichte mit dem sperrigen Titel ‚Zum Glück Verstand sich der Vertriebsrepräsentant auf HLW‘, hatte mich die Sogwirkung von David Foster Wallace’ Sprache erfasst, und ließ danach nicht wieder los. Zu der Zeit verglich ein Rezensent im Radio die ausgefeilte Konstruktion seiner Sätze mit der Präzision eines Formel-1-Autos, die beim Lesen eine ebenso hohe Konzentration erfordert.
Das eigentümliche an dieser Sprache ist, dass sie einerseits ihren Reiz aus der Übersetzung der minutiösen Beschreibungen in vorgestellte Situationen, Handlungen und Details zieht, die sich aber im Laufe dieses Prozesses zu einer szenischen, sogar cinematischen, Qualität verselbstständigen, die die literarische Komponente wieder in den Hintergrund rückt. Ich war neugierig, ob man den gleichen Effekt auch aus der anderen Richtung, mit den Mitteln der Filmsprache bewirken kann, sodass sich die Bilder der Adaption während des Schauens unterschwellig in eine sprachlich vermittelte Handlung zurückübersetzen würden. Deshalb enthält die Adaption der Kurzgeschichte keinen einzigen gesprochenen Satz. Einzig der Schriftzug auf den Scheidungspapieren des Protagonisten, sowie seine verzweifelten Hilferufe aus der Tiefgarage des Bürogebäudes blieben im Film aus dem Originaltext erhalten.
-
BA, Fachhochschule Dortmund
-
nominiert für
Peer Raben Music Award
SoundTrack Cologne 12 -
mitChristoph Jöde
Jennifer Frank
Andreas Beck
Frank Voß
Magdalena Stengel
-
nach einer Kurzgeschichte vonDavid Foster Wallace
-
Produktion
Regie
BuchDavid Wesemann -
KameraMaren Heyn
-
SchnittDavid Wesemann
Benjamin Lenz -
Sounddesign
MischungMax Walter -
MusikPierce Black
Max Walter
In der Figur des Tannhäuser, der aus dem Venusberg in die Welt zurückkehrt, verwebt Richard Wagner Jenseitiges und Diesseitiges, geistige Abgründe der künstlerischen Seele und weltliche, kulturpolitische Soft-Power-Ereignisse in Form des Sängerwettstreits, Fragen des Einzelnen und der Gesellschaft.
Dieser Gegenüberstellung begegnet die Inszenierung indem sie das klassische Bühnengeschehen um mehrere Projektionsebenen erweitert. Daniel Hengsts Videoarbeit, an der ich während der Produktion mitarbeitete, schöpft dabei aus einem großen Fundus von bekannter, inzwischen mehrfach postmodern umgedeuteter Ikonographie. So werden bekannte christliche Motive durch eine Interpretation jüngerer (Pop-)Ästhetik – wie die Fotografie von Gregory Crewdson oder David LaChapelle – reflektiert und erweitern den wagnerschen Bedeutungsraum zu einem vieldeutigen Amalgam.
Die insgesamt fast drei Stunden lange Videoarbeit erzählt im Stil der Collage, des Zitats, der Verfremdung und der Überspitzung, und verwendet dabei alle uns zur Verfügung stehenden filmischen Mittel, von Animation über eigens produziertem Material bis hin zu Live-Aufnahmen des jeweiligen Abends.
-
fürOper Dortmund
-
mitDaniel Brenna
Christiane Kohl
Hermine May
Gerardo Garciacano
John Zuckerman
Lucian Krasznec
Morgan Moody
Christian Sist -
RegieKay Voges
-
Musikalische LeitungGabriel Feltz
-
BühneDaniel Roskamp
-
KostümMichael Sieberock-Serafimowitsch
-
Video
Live-SchnittDaniel Hengst -
Animation (2d/3d)
CompositingDaniel Hengst
David Wesemann